Aloys Gälweiler: Steuerung der Erfolgspotenziale

Aloys Gälweiler: Steuerung der Erfolgspotenziale

Aloys Gälweiler (1922–1984) studierte Volks- und Betriebswirtschaft und war viele Jahre bei Brown, Boveri & Cie. tätig. Als Dozent unterrichtete er Unternehmensplanung und Unternehmensstrategie an diversen Hochschulen in Deutschland und in der Schweiz, u. a. an der Hochschule St. Gallen.

Gälweiler kompakt

  1. Aloys Gälweiler entwickelte in den 1970er- und 1980er-Jahren ein umfassendes Konzept für die Unternehmensführung. Dessen Grundlage bildet ein detailliertes Navigationssystem. Zentral ist dabei die Unterscheidung zwischen operativen und strategischen Aufgabenbereichen mit den entsprechenden Orientierungsunter- lagen und Steuergrössen.
  2. Den Kern das Ansatzes bildet das Konzept der Erfolgspotenziale. Gemeint sind damit sämtliche Massnahmen, die über das operative Tagesgeschäft hinaus den langfristigen Erfolg sicherstellen. Die Erfolgspotenziale dienen als Steuerungsgrösse der strategischen Führung, während Erfolg und Liquidität die Orientierungsgrund- lagen der operativen Führung bilden.
  3. Die Steuerung der Erfolgspotenziale, Kernaufgabe der strategischen Führung, dient der «Vorsteuerung» von Erfolg und Liquidi- tät, den beiden für die operative Führung massgeblichen Grössen. Für die strategische Führung ist diese Vorsteuerung entscheidend. Durch sie werden langfristig der Erfolg und die Überlebensfähig- keit des Unternehmens sichergestellt.

Kontext

  1. Den Ausgangspunkt von Gälweilers Konzept bildet die Feststel-ung, dass es angesichts zunehmend schnelleren und unvor- hersehbaren Änderungen der Umwelt neue und zuverlässigere Grundlagen für die Unternehmensführung brauchte. Die im herkömmlichen Management verwendeten Grössen Erfolg und Liqui- dität konnten nicht länger als zuverlässige Orientierungsgrundlage für die Sicherung des langfristigen Erfolgs dienen.
  2. Gälweiler orientierte sich am systemorientierten und kybernetischen Ansatz. Mit seinem Navigationsmodell lieferte er einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des St. Galler Management-Modells.

Werkauswahl

  1. Unternehmensplanung. Grundlagen und Praxis, 1986.
  2. Strategische Unternehmensführung, 1987.

Operative und strategische Führung

Die Aufgabenbereiche der operativen und strategischen Führung mit ihren Führungsgrössen:
  1. Operative Führung: Unmittelbare  Erfolgssicherung im Alltagsgeschäft durch beste Nutzung der Erfolgspotenziale. Erfolg und Liquidität dienen als Steuerungsgrössen
  2. Strategische Führung: Sicherung des langfristigen Erfolgs. Als Steuerungsgrösse dienen die Erfolgspotenziale. Deren Sicherung und Aufbau ist die Hauptaufgabe der strategischen Führung

Erfolgspotenziale – Vorsteuerung des Erfolgs

Erfolgspotenziale (EP) eröffnen als Orien- tierungsgrundlage der strategischen Unternehmensführung einen langfristigen Zeit- horizont. Diese zu schaffen, erfordert eine lange Zeit.
  1. Zentral bei der Bildung von EP sind die Faktoren Produktentwicklung,  Aufbau von Produktionskapazitäten, Marktposition, Organisation. Aufbau und Erhalt spielen die dominierende Rolle
  2. Gälweiler unterscheidet zwischen beste- henden und neuen EP: Neue (zukünftige) EP beziehen sich auf neue Produkte oder Märkte, die zusätzlich neue EP begründen oder an die Stelle von auslaufenden EP treten
  3. Die Steuerung der Erfolgspotenziale hat die Funktion der systematischen «Vorsteuerung» der für die operative Führung massgebenden Grössen Erfolg und Liquidität

Orientierungsgrössen der Vorsteuerung


Zwei Gruppen von Orientierungsgrundlagen dienen als Basis für Daten, die zeitlich über die Erfolgsdaten hinausreichen. Für die Ortung von Innovationspotenzialen bilden sie zwei markant unterschiedliche Schwerpunkte. Dabei ist die Bedeutung für den Innovationsschwerpunkt wechselseitig  übergreifend:
  1. Das Phänomen der Erfahrungskurve (Kosten)
    1. Sach- und Zeithorizont reicht weiter als bei Erfolgsdaten
    2. Funktion: Das Orten von Verfahrensinnovationen
  2. Das Anwenderproblem (Kundennutzen)
    1. Sach- und Zeithorizont ist maximal
    2. Funktion: Orientierung für Produktinnovationen




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